Biodiversität II – Alpine Rinderrassen

Biodiversität II – Alpine Rinderrassen

Bei Alpahirt stehen wir für klare Werte und für Naturfleisch, das aus wesensgerechter Haltung und aus mehreren alpinen Rinderrassen stammt und ohne Zusatzstoffe jedweder Art auskommt. 

Ferner verstehen wir uns aber auch als mit beiden Beinen fest im Alpenraum stehendes Unternehmen. Die landwirtschaftliche und damit, quasi am anderen Ende des Tellerrands, auch die kulinarische und kulturelle alpine Tradition ist unerlässlicher Bestandteil unserer Identität. 

Diese Identität ist im Alpenraum sehr stark verknüpft mit der extensiven Alpwirtschaft und den dafür seit Jahrtausenden eingesetzten Rinderrassen. Im Wechselspiel zwischen Mensch, Tier und Pflanzenwelt haben sich diese drei Faktoren dabei über die Zeit aneinander angepasst und gegenseitig befruchtet, was im Herzen Europas zu einer einzigartigen Vielfalt an Pflanzen- und Nutztierarten geführt hat. 

Dieser Beitrag ist Teil II unserer Biodiversitäts-Reihe und gleichzeitig eine Liebeserklärung an unsere alpinen Rinderrassen, die von den Alpahirt Partner-Landwirten auf den grünen Alp-Weiden gehalten werden – und das aus guten Gründen.

Die Vorteile Alpiner Rinderrassen

Traditionell werden im Alpenraum seit jeher Zwei- oder gar Dreinutzungsrinder verwendet. Im Gegensatz zu den heute häufig in der Fleischmast und auf intensiven Milchviehbetrieben genutzten Rassen (insbesondere den allseits bekannten, schwarz-weissen Holsteiner Kühen) ist ihre Fleisch- oder Milchleistung zwar nicht so exorbitant hoch. Dafür waren und sind diese Rassen vielseitig als Arbeits- und Milchvieh, aber auch zur Fleischgewinnung nutzbar. 

Anpassung an die Besonderheiten des Alpenraums

Ausserdem sind sie aufgrund der jahrhundertelangen lokalen Nutzung hervorragend an die Weidehaltung und die speziellen geografischen Gegebenheiten des Alpenraums angepasst. Rassen wie das Rätische Grauvieh, das Original Braunvieh oder das Simmentaler Rind sind daher optimale Raufutterverwerter, kommen mit fast jeder Wetterlage zurecht und haben auch mit Steillagen keine Probleme. Sie sind robust und genügsam und daher die optimale Wahl für die Nutzung und Pflege der Alpweiden. 

Die alpinen Nutzrassen haben auch andere spannende Merkmale, die sie äusserst wertvoll für unser Ökosystem und dessen «kostenfreie» Dienstleistungen zugunsten unserer Gesellschaft machen. So sind die extensiven Alpweiden, die die artenreichsten Lebensräume der Schweiz sind, durch die jahrtausendelange Beweidung mit diesen Wiederkäuern erst entstanden. 

Koevolution zwischen Tieren und Pflanzen

Es fand eine Koevolution statt. Hierbei haben sich einerseits die Pflanzen an die Weidetiere angepasst und umgekehrt die Tiere an die Pflanzen, die ihrerseits einen gewissen Anpassungsdruck (geländegängig, Resistenz gegen Nässe) ausübten. Am Ende hat dies gar die Physiologie und Gesundheit der Rinder beeinflusst. Die veränderten physiologischen Eigenschaften der Rinder wiederum hatten und haben einen erneuten Einfluss auf die Biodiversität der Pflanzenwelt.

Leichter Tritt, weniger Schäden

Traditionelle, alpine Rinderrassen wie das Hinterwälder Rind sind im Durchschnitt leichter und haben bedeutend grössere Hufe als Intensivrassen. Das bedeutet, dass durch die Beweidung weniger Vertritt entsteht, die Grasnarbe also weniger geschädigt, sondern nur im Wachstum stimuliert wird, da weniger Druck auf den Boden ausgeübt wird. 

Auch ihr Fressverhalten unterscheidet sich deutlich. Sie sind weniger wählerisch und fressen auch holzige oder stachelige Pflanzen und nehmen zudem mit nährstoffarmen Pflanzen wie Sauergräsern vorlieb. 

Zwar bewegen diese hochangepassten Rassen sich weniger (da sie mit jedwedem Grünfutter zufrieden sind und daher nicht ihre Lieblingspflanzen suchen müssen) – dafür nutzen sie die ihnen zur Verfügung stehende Fläche viel gleichmässiger. Dabei ähnelt ihr Verhaltensmuster demjenigen grosser Wiederkäuer-Herden im Flachland (Mob Grazing), mit ganz ähnlichen Vorteilen für die Weide und die Biodiversität. 

Nebst der geringen Trittbelastung sind diese Vorteile auch durch die Verteilung über die ganze Weide bedingt. Trittempfindliche Pflanzenarten haben dadurch deutlich bessere Überlebenschancen. Auf Weideflächen, die mit angepassten alpinen Rinderrassen bewirtschaftet werden, herrscht daher eine viel grössere Biodiversität vor. Durchschnittlich wachsen auf diesen Weiden 16 % mehr Pflanzenarten als auf solchen mit hochproduktiven Rinderrassen. 

Besondere Futtereffizienz

Die Anpassung der Rinder an den Alpenraum zeigt sich auch bei der Futtereffizienz, die Teil des Themas «Feed no Food» ist. Dieses Thema liegt uns bei Alpahirt ganz besonders am Herzen. Rassen wie das Grauvieh können Magerweiden extrem sinnvoll nutzen. Sie legen sogar mit nährstoffarmer Fütterung an Gewicht zu und verwandeln dieses dadurch schlussendlich auch in das qualitativ hochwertigste Eiweiss für den menschlichen Verzehr. Durch das Fressverhalten wird im Übrigen auch der Verbuschung und Verödung der Steillagen vorgebeugt. 

Die alpinen Rinderrassen bei Alpahirt

Unsere Partner-Landwirte halten eine Vielzahl alpiner Rassen, die von den Landwirten aufgrund ihrer hervorragenden Raufutterumsetzung, ihrer Resistenz und Robustheit und nicht zuletzt wegen ihrer aussergewöhnlichen Fleischqualität und Fettzusammensetzung ausgewählt wurden.

Rätisches Grauvieh

Der authentischste Bündner der von uns verwendeten Rassen war lange Zeit vom Aussterben bedroht. Wir sind daher ganz besonders stolz darauf, zu seinem Erhalt unter dem Motto «Schutz durch Nutzung» beizutragen. 

Das Grauvieh ist optimal angepasst an extensive Weiden auch in extremen Berggebieten. Das geringe Gewicht und die grossen Klauen der Tiere schonen dabei die Alpweiden. Es zeichnet sich ausserdem (wie seine menschlichen Bündner Gefährten) durch einen sanften Charakter und eine hohe Vitalität (Fruchtbarkeit) aus. Ursprünglich wurde zwischen zwei Schlägen unterschieden: dem Albula-Schlag sowie dem etwas grösseren Oberländer Schlag.

Das Rätische Grauvieh trägt natürlicherweise stolze Hörner und ist silber- bis dunkelgrau – daher auch sein Name. Bei den von uns genutzten Kühen liegt das Gewicht zwischen 300 und 600 kg.

Bei Alpahirt schätzen wir vorwiegend das feinfasrige Fleisch und das hervorragende Verhältnis von gesundem Weide-Fett zum Fleischanteil.

Original Braunvieh

Das Braunvieh ist ein Muskelprotz und eine durch seine Kraft und sein schönes Fell eine eindrückliche Erscheinung auf der Alpweide. Wie das Grauvieh waren die Urväter des Braunviehs die sogenannten Torfrinder, die schon vor Christi Geburt nach Zentraleuropa kamen. Die Anfänge der Züchtung des Braunviehs gehen von der Zentral- und Ostschweiz aus und sind bereits im 13. und 14. Jahrhundert zu finden. 

Wie das Grauvieh ist das originale Braunvieh (im Gegensatz zu den amerikanischen «Brown Swiss» Fortzüchtungen «Original» genannt) ein traditionelles Zwei- und früher wahrscheinlich auch Dreinutzungsrind. Im Vergleich zum Grauvieh wird es allerdings schwerer und gibt, bei Mischnutzung, mehr Milch. Ausserdem zeichnet es sich durch seine extreme Langlebigkeit aus.

Simmentaler

Diese Rasse, die auch als Fleckvieh bekannt ist, stammt aus dem Berner Oberland. Sie ist wahrscheinlich einer der am meisten unterschätzten Schweizer Export-Schlager überhaupt. Es wird mittlerweile auf allen fünf Kontinenten gehalten. Es bedarf daher im Gegensatz zu vielen der von unseren Partner-Landwirten gehaltenen Rassen keines besonderen Schutzes durch Bauern, Vermarkter und Konsumenten. 

Nichtsdestoweniger verdient es einen besonderen Platz im kulturellen Erbe des Alpenraums – auch weil es im DACH-Raum noch heute in Zweinutzung und nicht nur zur Fleischmast gehalten wird. Auch diese Rasse ist sehr robust und genügsam und an die Alp angepasst. 

Charakteristisch ist die hellbraun-weiss gefleckte Fellfarbe und die weisse Maske. Das Fleisch ist besonders für seine Zartheit bekannt und weniger für seine Marmorierung. Dies hängt jedoch auch stark von der Fütterung ab. 

Ausser den oben beschriebenen halten unsere Landwirte auch noch Kühe der Rassen Limousin, Salers, Pinzgauer und Dexter (eine extensive Züchtung aus Bergrassen mit optimaler Grünfütterverwertung). 

Alpine Rinderrassen – Eine Win-Win-Situation für Mensch und Natur

Die Verwendung alpiner Rinderrassen in der Alpwirtschaft zeigt, wie eine nachhaltige und umweltfreundliche Tierhaltung möglich ist, ohne dabei auf qualitativ hochwertige Produkte verzichten zu müssen. Die Robustheit, Anpassungsfähigkeit und Vielseitigkeit dieser Rassen ermöglichen eine extensive Weidehaltung. Diese fördert die Biodiversität der Alpen und schont die natürlichen Ressourcen. Zudem profitieren unsere Partner-Landwirte von der hervorragenden Fleisch- und Fettqualität dieser Rinder.

Durch den Einsatz alpiner Rinderrassen bei Alpahirt verbinden wir althergebrachte Traditionen mit modernen Ansprüchen an nachhaltige Landwirtschaft. So tragen wir zum Erhalt dieser wertvollen Rassen bei. Gleichzeitig sorgen wir für eine artgerechte Haltung, die sowohl der Umwelt als auch den Tieren zugutekommt. Auf diese Weise leisten wir unseren Beitrag zum Erhalt der Alpen als einzigartige Kulturlandschaft. Wir fördern zugleich das Bewusstsein für die Bedeutung von Biodiversität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft.

Quellen

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