Biodiversität III – Der Kuhfladen

Biodiversität III – Der Kuhfladen - Alpahirt

In unserer Serie zum Thema Biodiversität möchten wir uns heute dem Kuhfladen widmen – einem vielleicht für manche von euch ungewöhnlichen Lebensraum, der leider viel zu sehr unterschätzt und vernachlässigt wird. Das möchten wir hier und heute ändern. 

Zur Auffrischung: Was ist eigentlich Biodiversität?

Biodiversität, auch biologische Vielfalt oder Artenvielfalt genannt, bezieht sich auf die unglaubliche Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten. Diese Vielfalt zeigt sich in einer Reihe von Aspekten: auf der Ebene von Genen innerhalb einer Art, zwischen Arten und zwischen den Ökosystemen, in denen sie leben. Diese Vielfalt ist von unschätzbarem Wert und spielt eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit und Stabilität der Ökosysteme, in denen die Menschheit lebt.

Die Biodiversität sorgt für die Bereitstellung lebenswichtiger «Ökosystemdienstleistungen» wie Sauerstoffproduktion, Bestäubung von Pflanzen, Aufrechterhaltung des Wasserhaushalts, Abbau von Abfällen und viele mehr. Zudem liefert sie uns viele materielle Güter wie Nahrung, Medizin und Rohstoffe. Doch trotz ihrer Wichtigkeit steht die Biodiversität aufgrund des Einflusses der Menschen wie Umweltverschmutzung, Habitatzerstörung und Übernutzung von Ressourcen unter erheblichem Druck.

Ohne Tierdung würde das Ökosystem nicht funktionieren

Ein oft übersehener, aber wichtiger Beitrag zur Biodiversität und zum Funktionieren von Ökosystemen kommt von einer eher unwahrscheinlichen Quelle: dem Kuhfladen. Trotz ihres für viele unangenehmen Charakters spielen Kuhfladen eine besonders wichtige Rolle im Ökosystem und tragen zur Artenvielfalt bei.

Die Zersetzung vom Kuhfladen unterstützt die Kohlenstoffbindung im Boden und trägt somit zur Minderung des CO₂-Ausstosses bei. Schliesslich stellt der Kuhfladen auch eine Quelle von Artenvielfalt dar, da er eine spezifische Nische bildet, die sonst nirgendwo anders existieren könnten. In diesem Zusammenhang möchten wir dir unseren Beitrag: Klimakiller Kuh? Gefährliches Halbwissen! empfehlen.

Die Wunderwelt des Kuhfladens

Kuhfladen sind komplexe Mikro-Ökosysteme, die eine beeindruckende Vielfalt an Organismen beherbergen. Sobald ein Kuhfladen auf den Boden fällt, beginnt ein Prozess, der ihn in einen Nährboden für eine Vielzahl von Insekten verwandelt.

Der Kuhfladen bietet nicht nur Nahrung für eine Vielzahl von Insekten, sondern auch einen Ort zum Leben, zur Fortpflanzung und zur Entwicklung. Eine Reihe von Insekten sind spezialisiert auf das Leben in Kuhfladen und haben sich im Laufe der Evolution an diese spezielle Nische angepasst. Hierzu zählen etwa der gepanzerte Stierkäfer, der Nackenhornige Kotkäfer, die Halmfliege, Schmeissfliegen, der Kaisermantel (ein Schmetterling) oder die Gelbe Dungfliege. 

Einige Insektenarten legen ihre Eier direkt in den Kuhfladen, und ihre Larven ernähren sich von dem Material, während sie sich entwickeln. Andere nutzen den Fladen rein als Nahrungsquelle oder schützenden Lebensraum.

Unter den Insekten, die in Kuhfladen leben, sind Mistkäfer besonders bemerkenswert. Es gibt viele Arten von Mistkäfern, von denen einige den Kuhfladen in kleine Bälle rollen. Dieser wird dann in ihre unterirdischen Nester transportiert, wo er als Nahrungsquelle für ihre Larven dient. Andere Mistkäferarten graben direkt unter dem Kuhfladen Tunnel und ziehen Teile davon in den Boden. Diese dienen direkt als Nahrung für ihre Nachkommen.

Viele Tiere sind von Kuhfladen abhängig

Neben den Mistkäfern gibt es auch Fliegen, die Kuhfladen als Brutstätte nutzen. Sie legen ihre Eier in den Kuhfladen, und ihre Larven, die als Maden bekannt sind, ernähren sich davon. Es gibt auch eine Vielzahl von anderen Insekten und Mikroorganismen, die den Kuhfladen abbauen. Diese tragen dazu bei, die Nährstoffe wieder in den Boden zurückzuführen.

Diese Insekten tragen nicht nur zur Artenvielfalt bei, sondern spielen auch eine wichtige Rolle in der Nahrungskette. Vögel, Fledermäuse und andere insektenfressende Tiere sind von ihnen als Nahrungsquelle abhängig. Einige Vögel, wie der Star, sind dafür bekannt, Kuhfladen zu durchsuchen, um darin nach Insekten zu suchen. Fledermäuse können Insekten im Flug fangen, die aus den Kuhfladen aufsteigen.

Aber es sind nicht nur die Insekten, die von den Kuhfladen profitieren. Viele andere Tiere, einschliesslich kleiner Säugetiere, Amphibien und Reptilien, nutzen Kuhfladen als Quelle für Nahrung oder auch als Versteck. 

Kuhfladen beherbergen eine beeindruckende Vielfalt an Leben und tragen zur Artenvielfalt bei. Sie sind ein perfektes Beispiel dafür, wie in der Natur nichts verschwendet wird und alles einen Zweck erfüllt.

Kuhfladen als Wiege vieler Insekten

Rinder in der Schweizer Landwirtschaft

Die Schweiz ist bekannt für ihre idyllischen, grünen Weiden, auf denen die Rinder grasen. Tatsächlich ist die Weidehaltung in der Schweiz weitverbreitet und ein wichtiger Teil der Landwirtschaft des Landes. Weidehaltung ist eine Form der Tierhaltung, bei der die Rinder das meiste oder sogar das ganze Jahr über draussen auf der Weide leben und Gras fressen. Genau, wie es bei den Kühen für Alpahirt auch der Fall ist.

Die Praxis der Weidehaltung hat mehrere Vorteile. Einer der Hauptvorteile ist die positive Auswirkung auf die Biodiversität. Durch die Weidehaltung und die daraus resultierende grosse Anzahl von Kuhfladen auf den Weiden kann eine Vielzahl von Insektenarten gedeihen.

Zum Vergleich: In konventionellen Betrieben, in denen Rinder oft im Stall gehalten werden, ist die Situation anders. Stallhaltung reduziert die Anzahl der Kuhfladen auf den Weiden und damit die Vielfalt der Insekten, die davon abhängig sind. Zudem werden in konventionellen Betrieben oft Futtermittel wie Soja und Mais verwendet, die auf grossflächigen Monokulturen angebaut werden. Diese Praxis kann dazu führen, dass weniger Raum für wilde Pflanzen und Tiere zur Verfügung steht. Dies kann sich negativ auf die Biodiversität auswirken.

Fazit 

Kuhfladen, obwohl oft übersehen, spielen eine entscheidende Rolle für unsere Biodiversität und das gesamte Ökosystem. Sie bieten Nährstoffe und einen Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten, die ihrerseits als Nahrungsquelle für andere Tiere dienen. Ebenso tragen sie zur Aufrechterhaltung des Nährstoffkreislaufs bei, indem sie organische Materie in den Boden zurückführen.

Die Schweizer Weidelandschaften, die eine Vielzahl von Kuhfladen hervorbringen, sind daher von unschätzbarem Wert für die Erhaltung der Biodiversität. Extensive Rinderhaltung, die das Weiden fördert, ist nicht nur für das Wohl der Tiere selbst von Vorteil, sondern spielt auch eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung dieser Biodiversität.: Biodiversität – Die Vielfalt des Lebens

In Ergänzung, lies gerne auch die anderen Blogs zum Themenkreis und Biodiversität II – Alpine Rinderrassen.

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