Biodiversität - Die Vielfalt des Lebens

Das Bundesamt für Umwelt definiert die Biodiversität als „die Vielfalt des Lebens".
Biodiversität - Die Vielfalt des Lebens - Alpahirt

Heute möchten wir uns mit einem Thema beschäftigen, das im Strudel der Diskussionen um die nachhaltige Ernährungsweise der Zukunft oftmals untergeht: die Biodiversität (auch Artenvielfalt genannt).

Biodiwas?

Das Bundesamt für Umwelt definiert die Biodiversität als „die Vielfalt des Lebens auf den Ebenen der Ökosysteme (Lebensräume), der Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze, Mikroorganismen) und der genetischen Vielfalt, also der Variabilität und Unterschiedlichkeit der Individuen einer Art.“

Diese biologische Vielfalt ist ein wichtiger Indikator für die Gesundheit eines Ökosystems im Allgemeinen und einer der entscheidenden Faktoren für die Erfolgsgeschichte des Menschen im Speziellen.

Biodiversität - Note: Unbefriedigend

Insbesondere das Paradigma einer auf Monokulturen und einseitiger Ausbeutung basierenden globalen Landwirtschaft wird jedoch oft und zurecht für den massiven Rückgang an Biodiversität, auch in der Schweiz, verantwortlich gemacht. Tatsächlich geben die Schweizer Behörden und viele Umweltschützer dem Zustand unserer genetischen Vielfalt die Note „unbefriedigend“. Laut dem Schweizer Bundesamt für Umwelt sind rund die Hälfte aller einheimischen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht oder potenziell gefährdet.

Warum ist Biodiversität so wichtig?

Um zu verstehen, warum die Biodiversität gerade in der Land- und Viehwirtschaft so wichtig für uns ist, lohnt sich ein genauerer Blick auf den „Organismus Boden“ und seine Kreisläufe.

Erde und Boden bilden ein komplexes System und bestehen aus anorganischen (Mineralien, zum Beispiel in Form von Gesteinsresten) und organischen Bestandteilen (Humus). Ausserdem befinden sich in der Erde aber auch die verschiedensten Lebewesen, so die allseits bekannten Regenwürmer, Bakterien, Pilze und Milben, um nur ein paar zu nennen. Ohne diese kleinen Alltagshelferchen würde auf unseren Böden nichts wachsen, da sie die Fähigkeit haben, organisches Material (also beispielsweise Laubblätter und Kuhmist) in seine einzelnen Bausteine zu zerlegen, um diese wiederum den Pflanzen zur Verfügung zu stellen.

Auch die Speicherfähigkeit des Bodens, also seine Fähigkeit, das Regenwasser zu halten, damit es nicht zur Auswaschung der Nährstoffe oder zur Erosion der Erde kommt, wird durch diese Kleinstlebewesen positiv beeinflusst. All diese Dienstleistungen erbringen Regenwurm & Co. für uns kostenlos. Vielleicht kommt es daher, dass wir ihnen wenig Aufmerksamkeit schenken, denn obwohl diese „Öko-Services“ einen geschätzten Gegenwert von jährlich 17 Billionen Dollar (!) für uns darstellen, spielen sie im Nachhaltigkeitsdiskurs nur eine untergeordnete Rolle.

Was für die Vielfalt unter unseren Füssen gilt, trifft ebenso auf die Biodiversität über und um uns herum zu. Marienkäfer, Milben, Fliegen, Spinnen, und so weiter sind exzellente, biologische Schädlingsvernichter und von unschätzbarem Wert für uns. Eine diverse natürliche Landschaft, wie sie die Weide auf einer Sömmerungsalp darstellt, bietet somit nicht nur unseren Alpahirt-Kühen ein Frischluftzuhause und gesundes Futter, sondern auch Lebens- und Nistraum für sogenannte Nützlinge wie den Marienkäfer oder die Gallmücke und Brutstätten für Vögel. 

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Was das mit Alpahirt (und Dir) zu tun hat

Wie Du bestimmt weisst, leben unsere Rinder bedeutend länger als konventionell und in Mast gehaltene Tiere. Zudem verbringen sie ihre Lebenszeit – aus Verfressenheit – hauptsächlich damit, Wildkräuter, Gräser und Kleearten auf der Alp zu fressen (im Neusprech: Quality Time). Dabei hat das Rind die Eigenart, die von ihr bevorzugte Pflanze nie „rübis und stübis“ auszureissen, sondern nur den oberen Teil des Grases zu zupfen. Dies hat den Effekt, dass das Wachstum der Pflanze angeregt wird. Ausserdem lockert sie durch ihr Fressverhalten die Wachstumsdichte der Weide, also die Abstände zwischen den einzelnen Pflanzen auf der Weidefläche (Grasnarbe genannt). Zusammengenommen beugt dieses Verhalten der Verfilzung des Bodens vor und gibt auch langsamer wachsenden Pflanzenarten wieder die Möglichkeit, zu überleben, da ihnen nun wieder Licht und Raum dazu zur Verfügung stehen.

Mehr dazu findest Du im Blog "Möchten Sie Gras essen?"

Dieser ganze komplexe Kreislauf wird einzig und allein durch die Beweidung ermöglicht – oder wie es an anderer Stelle ausgedrückt wird:
„Langfristig werden sich ohne Beweidung und damit verbundener Weidepflege auf einem grossen Teil der Weidefläche Gehölze ausbreiten.“ (…) {D}urch {diese} Nutzung wird (…) ein Mosaik an Biotoptypen (…) und damit verbunden eine hohe Artenvielfalt der Bodenanthropoden erhalten.“ Auch das Forschungsinstitut für biologische Landwirtschaft kommt in einer ihrer Studien zum Schluss, dass es ohne den Einsatz von Wiederkäuern nicht geht. Ohne Rinder würden auf den verlassenen Gebieten fast nur noch Grünerlen wachsen, die statt zur CO₂-Speicherung beizutragen, Lachgas (N₂O) aus dem Boden ausstossen lassen – ein Klimagas, das rund 300-mal schädlicher ist als Kohlenstoffdioxid.

Was die Alpahirt-Kühe für die Umwelt tun

Wie Du nun weisst, sind es hauptsächlich die Rinder, die mittels der jahrhundertealten Tradition der Alpwirtschaft für die artenreiche Kulturlandschaft verantwortlich sind, deren Zeugen wir zum Beispiel auf einer sommerlichen Wanderung in der Surselva werden dürfen.

Tatsächlich sorgt die Kuh dabei auf wundersame Weise und nur durch ihr heikles Fressverhalten ganz von selbst dafür, dass die für sie optimale Zusammensetzung aus den drei hauptsächlichen Pflanzenbeständen auf einer Weide (Gräser, Kräuter, Kleearten) erreicht wird.

Extensiv bewirtschaftete Weiden weisen von allen Grünlandarten die höchste botanische Biodiversität auf. Auf einer Alp sind bis zu 105 verschiedene Pflanzenarten zu finden – im Gegensatz dazu nehmen sich die Grünflächen im Flachland, die zum Beispiel nur zur Heugewinnung und zur Zufütterung der Masttiere verwendet werden, mit unter 30 verschiedenen Arten eher ärmlich aus.

Im Weiteren verbessert die Weidehaltung die Bodenstruktur und reichert Humus im Boden an, der wiederum das Klimagas CO₂ in unseren Böden fixiert. Tatsächlich besteht Humus zu rund 60 % aus Kohlenstoff, weshalb der durch die Viehhaltung erhöhte Humusgehalt nicht nur dem Boden hilft, sondern auch dem Klimawandel vorbeugt.

Wahl pro Alpahirt

Dabei wirkt das Rind sozusagen als sein eigener Gärtner. Eine einzige Kuh fixiert jährlich bis zu 1.2 Tonnen CO₂ im Boden der Weide – genug für einen Hektar Grasland in den Schweizer Bergregionen. Dadurch regt sie das Wachstum ihrer eigenen Futterpflanzen an und wirkt sozusagen als ihr eigener Gärtner – und schliesst den Nährstoffkreislauf.
Wie Du also siehst, ist das Thema „nachhaltige Ernährung“ sehr komplex und nicht auf simple Claims der Art „klimafreundlich“ zu reduzieren. Die Zusammenhänge zwischen einer extensiven Alpwirtschaft und der Artenvielfalt auf der Weide sind allerdings gut erforscht. Mit der Wahl pro Alpahirt entscheidest Du Dich also nicht nur für Qualität und Tierwohl, sondern auch für die Biodiversität und die Bodengesundheit unserer Schweizer Weideflächen.

Hier erfährst Du mehr über das Tierwohl bei Alpahirt.

Quellen

Schweizerisches Bundesamt für Umwelt
Costanza et al. 1997. The value of the world’s ecosystem services and natural capital. Nature 387, 253-260.
Höfer et al. 2010. Einödsberg-Projekt. Andrias, 18, 9-28.
Grand, A., Michel, V., 2020. Soil organic matter. Best4Soil, Agroscope.
https://orgprints.org/id/eprint/43417/
4. Fachtagung für biologische Landwirtschaft, 12.-13. November 2008, Bericht LFZ Raumberg-Gumpenstein 2008.

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