Hast du gewusst, dass in einem einzigen Quadratmeter Humus mehr Leben herrscht als Menschen auf der Erde? Billionen von Mikroorganismen und Millionen von Insekten und Bodenbewohner sorgen dafür, dass unsere Böden fruchtbar bleiben, Nährstoffe zirkulieren und Pflanzen wachsen können.
Der Boden als lebendiges Ökosystem – Zahlen, die beeindrucken
Ein einziger Quadratmeter Humus ist ein Mikrokosmos voller Leben – mit einer unfassbaren Dichte an Lebewesen, die für die Fruchtbarkeit des Bodens verantwortlich sind. Hier ein genauer Blick auf die unsichtbaren Helfer und ihre beeindruckenden Zahlen:
Mikroorganismen: Die unsichtbaren Kraftwerke des Bodens
Bakterien
Bis zu 1 Billion (1’000’000’000’000) pro Quadratmeter. Sie zersetzen organische Stoffe, binden Stickstoff und sind für den Nährstoffkreislauf unerlässlich.
Pilze
Ihre feinen Hyphen durchziehen den Boden in einer Länge von 1 bis 10 Millionen Kilometern pro Quadratmeter – ein gigantisches unterirdisches Netzwerk, das Pflanzen beim Nährstoffaustausch unterstützt und ebenso die “Kommunikation” zwischen Bäumen, Sträuchern und anderer Biomasse gewährleistet.
Beispielsweise konnte man in Experimenten nachweisen, dass Bäume über ein Netzwerk aus Pilzen Informationen zu Blattläusen austauschten, von denen einzelne Exemplare befallen waren. Daraufhin fuhren auch andere Bäume ihre Abwehrmechanismen gegen die Insekten hoch. (Quelle: Spiegel 2022)
Protozoen (Einzeller)
Bis zu 1 Milliarde Individuen pro Quadratmeter, die Bakterien fressen und so die Nährstoffverfügbarkeit für Pflanzen optimieren.
Kleinstlebewesen (Mikrofauna): Die Zersetzer der Natur
Fadenwürmer (Nematoden)
Mehrere Millionen pro Quadratmeter – sie regulieren Bakterienpopulationen und fördern den Abbau von organischem Material.
Milben und Springschwänze
Bis zu 100’000 Individuen pro Quadratmeter. Sie zersetzen abgestorbenes Pflanzenmaterial und halten den Boden locker.
Grössere Bodentiere (Mesofauna & Makrofauna): Die Architekten des Erdreichs
Regenwürmer
Zwischen 50 und 500 pro Quadratmeter, je nach Bodenqualität. Sie durchmischen die Erde, verbessern die Belüftung und hinterlassen nährstoffreichen Wurmhumus.
Insektenlarven, Käfer und Tausendfüssler
Mehrere Tausend Individuen, die als Zersetzer eine Schlüsselrolle im Ökosystem spielen.
Asseln und Schnecken
Bis zu 1’000 pro Quadratmeter – sie zersetzen organisches Material und tragen zur Humusbildung bei.
Warum ist diese Artenvielfalt so wichtig?
Jede dieser Organismengruppen trägt zur Stabilität und Fruchtbarkeit des Bodens bei:
✅ Sie sorgen für die Nährstoffzirkulation und ermöglichen Pflanzen ein gesundes Wachstum.
✅ Sie verbessern die Bodenstruktur, machen ihn locker und wasserdurchlässig.
✅ Sie fördern die CO₂-Speicherung, indem sie Humus aufbauen und organisches Material binden.
Und genau hier setzen Weidetiere wie Kühe an – mit ihrem natürlichen Verhalten beeinflussen sie diese Prozesse positiv. Wie genau, erfährst du im nächsten Kapitel.
Die Bedeutung der Weidewirtschaft für den Boden
Während schwere Maschinen in der industriellen Landwirtschaft den Boden verdichten und seine Struktur zerstören, leisten Weidetiere das genaue Gegenteil: Sie verbessern ihn. Kühe, die auf der Weide grasen, haben einen direkten Einfluss auf die Bodenqualität und sogar auf unser Klima – und das auf ganz natürliche Weise.
Huftritt als natürlicher Bodenbelüfter
Mit jedem Schritt lockern die Hufe der Kühe die oberste Bodenschicht auf. Das verhindert Verdichtung und sorgt dafür, dass Wasser und Luft besser in den Boden eindringen können. Regenwasser versickert gleichmässiger, statt oberflächlich abzufliessen und wertvolle Nährstoffe wegzuspülen. So bleibt der Boden fruchtbar und widerstandsfähig gegen Erosion.
Mist als natürlicher Dünger
Kuhfladen sind weit mehr als ein Nebenprodukt der Weidehaltung – sie sind ein Segen für den Boden. Der Mist enthält wertvolle Nährstoffe und fördert das Wachstum von Mikroorganismen und Pilzen, die wiederum organisches Material abbauen und Humus aufbauen. Regenwürmer und Insekten helfen bei der Verteilung und sorgen dafür, dass die Nährstoffe tief in den Boden gelangen, wo sie Pflanzen zugutekommen.
Förderung der Humusbildung und CO₂-Speicherung
Weidetiere tragen aktiv zur Humusbildung bei. Der Humus ist nicht nur für die Bodenfruchtbarkeit wichtig, sondern speichert auch grosse Mengen CO₂. Gesunde Böden mit viel Humus können also dazu beitragen, den Klimawandel zu bremsen.
Mehr Biodiversität durch wechselnde Beweidung
Durch die Bewegung der Kühe entstehen kleine, unregelmässige Bodenstrukturen, die Lebensräume für Insekten und Pflanzen schaffen. In einer Weidewirtschaft, bei der die Tiere regelmässig auf neue Flächen umgetrieben werden, haben die Wiesen Zeit, sich zu regenerieren. Dies führt zu einer grösseren Artenvielfalt und macht die Landschaft widerstandsfähiger gegenüber Klimaschwankungen.
Fazit: Warum Humus uns alle betrifft
Ein fruchtbarer Boden ist zwar einerseits die Grundlage für eine ertragreiche Landwirtschaft – er ist aber insbesondere das Fundament unseres gesamten Ernährungssystems. Ohne ein lebendiges Bodenleben gäbe es keine gesunden Pflanzen, keine nährstoffreichen Lebensmittel und letztlich auch keine nachhaltige Tierhaltung.
Die Milliarden von Mikroorganismen, Regenwürmer und Insekten im Humus arbeiten unermüdlich daran, unsere Böden fruchtbar zu halten. Doch sie sind auf unser Mitwirken angewiesen.
Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren und konsumieren, hat direkten Einfluss auf die Gesundheit unserer Böden. Industrielle Landwirtschaft mit Monokulturen, Kunstdünger und Pestiziden zerstört das natürliche Gleichgewicht – während Weidehaltung und natürliche Kreisläufe die Humusbildung fördern. Kühe auf der Weide sind keine Klimakiller, sondern wahre Bodenpfleger, die mit jedem Huftritt und jedem Fladen die Bodenqualität verbessern.
Jeder Bissen nachhaltig produzierten Fleisches kann somit einen Unterschied machen. Wer sich für Fleisch aus regenerativer Weidehaltung entscheidet, unterstützt das Tierwohl und zudem den Erhalt fruchtbarer Böden und eine nachhaltige Landwirtschaft.
Unsere Entscheidung zählt! Indem wir bewusst wählen, wo unser Fleisch herkommt – so wie bei einem Einkauf bei Alpahirt –, können wir aktiv dazu beitragen, dass unsere Böden lebendig bleiben – für eine gesunde Zukunft, für uns und kommende Generationen.
Quellen
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Schweizerische Eidgenossenschaft (2014): Leben im Boden: Basis für Landwirtschaft und Ernährung, https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/publikationen/agroscope-online-magazin-jahresbericht/2014/leben-im-boden.html, abgerufen 07.02.2025
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NZZ (2023): Bakterien und Pilze in Gefahr: Wenn die Winzlinge im Boden sterben, https://www.nzz.ch/wissenschaft/biodiversitaetsverlust-dem-boden-gehen-die-mikroben-aus-ld.1779241, abgerufen 07.02.2025
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Geolino (2024): Es wimmelt im Boden, https://www.geo.de/geolino/natur-und-umwelt/4390-rtkl-erdreich-es-wimmelt-im-boden, abgerufen 07.02.2025
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Openscience (2021): Der Boden lebt: Die verborgene Welt der Mikroorganismen in der Erde, https://www.openscience.or.at/de/wissen/umwelt-technik-landwirtschaft/2021-05-25-der-boden-lebt-die-verborgene-welt-der-mikroorganismen-in-der-erde/, abgerufen 07.02.2025
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Spiegel (2022): Analyse von elektrischen Signalen: Die geheime Sprache der Pilze, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/computer-studie-die-geheime-sprache-der-pilze-a-bd7f62f5-8296-41c0-8495-5a2d8edeff04, abgerufen 17.02.2025