Die Kreislaufwirtschaft – Was ist das?

Die Kreislaufwirtschaft – Was ist das? - Alpahirt

Die Kreislaufwirtschaft, auch Circular Economy genannt, ist das regenerative Gegenstück zu einer linearen Wirtschaftsform, die auf dem Prinzip „produzieren-nutzen-wegwerfen“ basiert und zur heutigen Wegwerfgesellschaft mitsamt ihren grossen Umweltproblematiken geführt hat. 

Im Gegensatz dazu wird in der Kreislaufwirtschaft der Verbrauch biologischer und technisch-technologischer Ressourcen sowie der dafür nötige Einsatz von Energie minimiert. 

Dabei werden Rohstoffe durch das Schliessen von Material- und Produktströmen so lange wie möglich in einem Kreislauf genutzt. Die End- oder Zwischenprodukte werden separiert, aufgearbeitet, wiederverwendet und repariert. 

Die drei Hauptprinzipien der Circular Economy sind:

1. Eliminierung von Abfall und Verschmutzung
2. Zirkulation von Produkten und Materialien
3. Regeneration der Natur

Den Unterbau dieser Prinzipien bildet der Wandel hin zu einer durch erneuerbare Energien betriebenen Wirtschaft. Für diesen Wandel ist ein Umdenken der Verbraucher in ihren Konsummustern nötig. Allerdings müssen auch Produzenten und Verarbeiter ihr Geschäftsmodell neu überdenken. 

Herkunft & Geschichte

Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft sind keine menschliche „Erfindung“. Im Gegenteil orientieren sie sich an den grundlegenden Funktionsweisen der Natur, denn unser gesamtes Ökosystem funktioniert in Kreisläufen. Der Wasser- und der CO2-Kreislauf sind dafür nur zwei Beispiele. Innerhalb dieser Kreisläufe gibt es keinen Abfall, sondern nur Entwicklungs- und Zwischenstufen auf dem Weg zu einem weiteren Zustand eines Materials oder eines Produkts. 

Auch das menschliche Wirtschaftssystem war ursprünglich immer eines, das in Kreisläufen verlief. In Nachahmung der von ihm beobachteten, natürlichen Kreisläufe und aus schierer Notwendigkeit (da es wirtschaftlich ineffizient wäre, Rohstoffe oder Produkte einfach wegzuwerfen) wurden und werden Prinzipien der Wiederaufbereitung seit dem Anfang der Menschheitsgeschichte angewendet. 

Erst durch die westliche industrielle Revolution, die auf der Maxime eines stetig wachsenden Konsums aufbaut, das heisst dem Umsatzwachstum durch ein stetes „mehr“ an verkauften Produkten, wurde die Wegwerfgesellschaft geboren. Als Resultat der Wirtschaftskrisen in der Zwischenkriegszeit im 20. Jahrhundert wurde die Strategie „geplante Obsoleszenz“ entwickelt und durchgesetzt, um den Verbrauch und damit den Absatz anzukurbeln.

Erste konzeptionelle Gegenentwürfe zu dieser ressourcen-ineffizienten Wirtschaftsweise entstanden in den 1970er und 1980er Jahren. Der Schweizer Architekt Walter Stahel proklamierte die Verlängerung der Lebensdauer von Produkten und Materialien, um Arbeitsplätze zu schaffen und Abfall zu vermeiden (mehr zur Bedeutung lokaler Wertschöpfungsnetzwerke in Bälde auf unserem Blog).

Aufbauend auf diesen Gedanken konzipierten Michael Braungart und William McDonough das Cradle-to-Cradle Prinzip („Von der Wiege zur Wiege“). Die Materialien in einer Produktionskette sind dabei nach den Parametern der Ökoeffizienz zu wählen und immer Ausgangspunkt für die Produktion neuer Materialien und Güter. 

Der heute führende ThinkTank für Fragen und Konzepte rund um die Circular Economy ist die Ellen MacArthur Foundation, die unter anderem als erste Organisation ein umfassendes Rahmenwerk zum Thema „Circular Economy for Food“ geschaffen hat. Hier wurde auch das heute oft zitierte Butterfly-Diagramm zur Veranschaulichung der Kreisläufe entwickelt:

 

Beispiele für Kreisläufe

In der Kreislaufwirtschaft wird zwischen zwei Arten von Kreisläufen unterschieden. Einerseits gibt es die biogenen Kreisläufe, das heisst solche, die aus erneuerbaren Rohstoffen bestehen und in einer Circular Economy immer vollständig geschlossen sein müssten; andererseits die technischen, mineralischen Kreisläufe, die aus nicht-erneuerbaren Rohstoffen bestehen und in sogenannten „Kaskaden“ wiedergenutzt werden sollten. 

Der biologische Kreislauf

Ein anschauliches Beispiel des biologischen Kreislaufs ist der traditionelle Prozess der Kompostierung, bei der Mikroorganismen nicht weiter verwertbare Rohstoffe (z.B. Nahrungsreste) zu Nährstoffen aufschliessen, die dann zur Erhöhung der Bodenqualität auf dem Acker ausgebracht werden können. Eine weitere Anwendung des Kreislaufsystems der Natur findet sich in der Landwirtschaft beim Stickstoff-Kreislauf. Das Element N, also Stickstoff, ist von elementarer Bedeutung für die Bodenqualität und die Pflanzenerträge. Da Stickstoff bei der Ernte in Form von Pflanzenbestandteilen sozusagen „mitgeerntet“ wird und den Boden verlässt, muss im Anschluss ein entsprechender Teil dem Boden wieder zugeführt werden. Die konventionelle Landwirtschaft setzt dazu auf Mineraldünger, das heisst chemisch synthetisierten Stickstoff. Die bisher einzige Quelle für organischen, das heisst nachhaltigen Stickstoffdünger, findet sich in den Ausscheidungen von Tieren wieder (also z.B. in Form von Dung oder Gülle der Alpahirt-Kühe).  Auch deshalb ist die Viehhaltung in einer nachhaltigen Landwirtschaft bis jetzt absolut unverzichtbar.

Der nächste Schritt einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft findet in der Produktion statt. Deshalb  und aus Respekt vor dem Lebewesen verwenden wir bei Alpahirt immer die ganze Kuh und nicht etwa nur die sogenannten „Edelstücke“. Auch die Kuhhaut wird bei uns wiederverwendet und zu Leder, zum Beispiel in Form unserer Serviettenringe, verarbeitet. 

Der technische Kreislauf

Im technischen Kreislauf zirkulieren nicht erneuerbare Stoffe wie Plastik oder Metalle. Diese sollten in Kaskaden wiedergenutzt werden. Hier gelten die „Re“-Prinzipien: Re-pair, Re-use, Re-manufacture und Recycling, wobei Recycling die letzte Option ist. Um den technischen Kreislauf so effizient wie möglich zu gestalten, sollte in Zukunft statt auf den Verkauf von Produkten mehr Wert auf Reparaturen und Dienstleistungen gelegt werden. So können Materialien gespart werden und die Wertschöpfung bleibt in der Region. Das Ziel sind äusserst langlebige Produkte, wie es im Fashion-Bereich z.B. Patagonia vormacht. 

Insgesamt gibt es gerade im technischen Kreislauf noch viel zu tun. Insbesondere Verpackungen, aber auch Textilien und der Bausektor sind in der Schweiz (und global) noch Problemzonen. Auch wir bei Alpahirt wollen uns im Sinne der Kreislaufwirtschaft stetig verbessern und werden dabei in Zukunft zum Beispiel unsere Plastikverpackungen infrage stellen und an ihrer Optimierung arbeiten.

Der vielleicht wichtigste Faktor gesunder, resilienter Ökosysteme und gleichzeitig unsere Hauptkompetenz ist aber die Land- und Viehwirtschaft. Dazu werden wir in den folgenden Wochen auch noch einen Beitrag zur Bedeutung der regenerativen Landwirtschaft posten. Bis dahin verlassen wir euch mit den drei Hauptprinzipien einer 

Circular Economy For Food

- Kauf regenerativ hergestellter Lebensmittel, wo möglich aus regionalen / lokalen Quellen
- Designen und vermarkten gesunder Lebensmittel 
- Das meiste aus Lebensmitteln machen (no Waste, Feed no Food)

Quellen

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