Er ist wieder da

Dienstagmorgen in Chur. Die Sonne schiebt sich langsam über den Calanda. Menschen eilen zum Bahnhof, irgendwo riecht es nach frischem Kaffee. Alles wirkt wie immer – und doch: Auf einer Bank am Arcas sitzt jemand, der da eigentlich nicht mehr sein sollte.

Der Hut tief im Gesicht, die Pfeife im Mundwinkel, ein wetterfester Mantel über der Schulter. Die Hände kräftig, die Schuhe abgelaufen – als käme er direkt vom Stall. Er sitzt da mit einer Ruhe, die aus einer anderen Zeit stammt. Und obwohl ich ihn nie persönlich kannte, weiss ich sofort, wer er ist.

Es ist mein Urneni. Geboren 1896. Gestorben, bevor ich das Licht der Welt erblickte. Und doch: Er sitzt hier, als wäre er nie wirklich gegangen.

Er schaut sich um – staunend, manchmal auch still kopfschüttelnd. Die Welt ist laut geworden. Schnell. Vieles klingt richtig, aber fühlt sich fremd an. Ein Apfel aus Neuseeland. Hafermilch. Nose-to-Tail als Trend. Er nimmt es hin. Fragt nicht. Aber man sieht ihm an, dass er rechnet – nicht mit Zahlen, sondern mit dem Gewissen.

Mein Urneni war Bauer. Er wusste, was ein Tier bedeutet. Und wie viel man ihm zu verdanken hat. Wenn eine Kuh geschlachtet wurde, dann aus Notwendigkeit. Alles wurde verwertet – nicht aus Prinzip, sondern aus Achtung.

Ich setze mich zu ihm. Erzähle ihm von Alpahirt. Von unserer Idee, wieder Verantwortung zu übernehmen. Und von den Kühen, die heute noch immer auf der Alp leben dürfen – frei, kraftfutterlos, ohne Stress.

Ich gebe ihm einen Salsiz. Er nimmt ihn. Riecht daran. Kaut. Dann sieht er mich an und sagt nichts. Aber er nickt. Und ich bilde mir ein, es sei ein stilles Einverständnis.

Weihnachten steht vor der Tür. Und ich frage mich: Was hätte mein Urneni wohl verschenkt? Wahrscheinlich Zeit. Vielleicht ein gutes Stück Fleisch. Sicher nichts, das blinken oder piepsen kann.

Noch bis Dienstag, 23. Dezember kannst du bei uns bestellen, damit deine Geschenke rechtzeitig ankommen.

Vielleicht willst du ja jemanden beschenken, der gutes Essen genauso schätzt wie du. Oder du willst mehr als nur einmal Freude machen:

Dann ist der Alpahirt-Club vielleicht genau das Richtige.

Du schenkst damit nicht nur ein Produkt. Du schenkst Haltung. Ehrlichkeit. Und Verbindung – zu einer Welt, die wir nicht vergessen sollten.

Und falls du deinem eigenen Urgrossvater nie begegnet bist: Vielleicht sitzt auch er eines Tages auf einer Bank in deinem Alltag.

Setz dich zu ihm. Hör ihm zu – auch wenn er nichts sagt.

Danke fürs Mitdenken.
Adrian

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